Oman, das Gebirgsland

Alle Jahre wieder …. wenn es draußen dunkel und kalt wird, packen die elche die großen Flugreisetaschen und verschwinden in die Sonne. Diesmal wird es der Urlaub mit den meisten Änderungen, der größten Herausforderung an unsere Flexibilität und Kreativität. Denn schon das Ziel Oman ist „Plan B“: der Oman verspricht Sonne + angenehm warme Temperaturen, schroffe Gebirge, karge Landschaften, eine ganz andere Kultur und vor allem eine Transportmöglichkeit für unser eigenes Motorrad.

Im Juni geben wir daher Klaus Demel, der unsere Maschine letztes Jahr so kostengünstig und zuverlässig nach Chile transportiert hatte, den Auftrag für den Versand unserer Q nach Muscat. Ende September steht sie reisefertig auf neuen Stollenreifen, da kommt die Hiobsbotschaft:  zum 1. Mal seit 15 Jahren bekommt er den Sammelcontainer nicht voll (genau genommen nur 3 anstatt mind. 10 Anmeldungen). Wir Alle vermuten, dass die Unruhen im Irak Leute abschrecken, auch in die weitere Umgebung zu fahren.

Aber da gibt es ja noch die Spedition Pangaea, die Spezialist für den Versand von Autos und Motorrädern nach Dubai ist, gemäß homepage mit einem Container pro Woche. Also noch schnell eine Bankbürgschaft und das benötigte Carnet de Passage besorgen. Da wir sowieso in den Emiraten vorbeischauen wollten, wird nur die Reiseroute abgeändert. Aber nur durch wiederholtes Nachfragen wird schließlich klar: unsere Q wird frühestens an Heilig Abend in Dubai abholbereit sein, unsere Tour soll aber schon am 13.12. beginnen!!. Buchstäblich in letzter Minute wird unsere Q wieder aus dem Container in Bremerhaven geholt. Und dann benötigen wir zum 1. Mal im Leben unsere Rechtschutzversicherung, um das Motorrad umgehend und ohne Kosten für uns zurückzubekommen.

Und nun?? 3 Wochen vor dem Abflug ohne Gefährt…Mit einer Dose unterwegs sein, die Vorstellung verdirbt ja schon die Urlaubsvorfreude…

Aber Jan war über facebook mit Touratech Middle East verbunden und bekam daher die Info, dass sie gerade die Motorrad-Polizei von Dubai mit Teilen ausstatten durften. Wo dann so viele BMWs unterwegs sind, ist vielleicht ein Vermieter in Dubai zu finden. Also doch noch einmal googeln, und das führte schließlich zu Hamood im Oman, der seit Ende 2013 nebenberuflich eine Vermietung aufbaut.

Dann mussten wir uns nur noch trauen, die 1200er ADV Bj. 2008 auch ohne Vollkaskoversicherung zu leihen. Und wie sich erst vor Ort herausstellte, auch ohne ABS (vom Service in Dubai beschädigt), mit 1 Offroad- und 1 Straßenreifen, ohne Kappen auf den Reifenventilen (sodass Jan sicherheitshalber keinen Druck ablassen wollte, um nicht anschließend mit einem undichten Ventil dazustehen) und schlecht eingestelltem Motor, der manchmal ausging, Konstantfahrruckeln zeigte und sich nur im Leerlauf starten ließ, und ohne Werkzeug (die technischen Mängel bis auf den Ausfall des ABS waren Hamood nicht bekannt; bis zu unserer Rückkehr hatte er endlich eine Versicherungsgesellschaft gefunden, die erstmals für Motorräder im Oman Vollkasko anbietet). Aber wir konnten den Oman auf 2 Rädern erkunden, gemäß dem folgenden Motto ;-)

<mad in... Oman>

Wir waren so „mad“ und wohl mit dem einzigen großen Motorrad unterwegs, dass uns keine andere BMW begegnete und nur 2x Harley-Davidson-Fahrern, die uns begeistert zugewinkt haben. Und so ungewöhnlich, dass wir etliche Male mit Handys + Tablets fotografiert worden sind oder sich z.B. der Tankwart an unserer Maschine fotografieren ließ. Häufig wurden wir freundlich angehupt oder Erwachsene am Straßenrand winkten uns spontan zu. Von den Kindern, die fürs Foto auf die Maschine gesetzt wurden, ganz zu schweigen.

Aufgrund der unvorhergesehenen weltpolitischen Ereignisse i.S. Islamismus gegen Ende und nach unserem Urlaub möchte ich viel mehr auf unsere Erfahrungen mit den dortigen Menschen und der Religion eingehen, als ich das sonst getan hätte.

Vorherige Berichte und unsere Erfahrungen decken sich: der Oman ist ein sicheres Reiseland, mit geringer Kriminalitätsrate. Nicht nur wegen strengen Strafen, sondern weil die Omanis alles Lebensnotwendige verdienen und die Gastarbeiter aus Indern, Pakistan etc. sich ihre Zeit dort zum richtig Geldverdienen nicht unnötig verkürzen möchten. Die Omanis waren immer schon ein weltoffenes Volk, weshalb wohl viele Treffen von verfeindeten Parteien dort stattfinden (gewissermaßen die Schweiz Arabiens) und weshalb wir dort „kosmopolitische“ Menschen getroffen haben (ein jordanisch-deutsches Ehepaar; ein dt. Paar mit Wohnsitz in Istanbul; eine iranische Architektin; Omanis, die schon halb Europa oder Asien bereist haben; ein franz.-algerisches Paar etc.). Die Freundlichkeit und arabische Gastfreundschaft ist immer noch ehrlich vorhanden, und es gibt keine aufdringlichen Händler in den Basaren oder ständige Menschentrauben um uns herum.

Der Islam bestimmt ihr Leben und ihren Lebensablauf wie bei uns das Christentum, unabhängig von der tatsächlichen Religiösität. Und so muss man dort auch die Kopfbedeckung der Frauen sehen, die für diese dort ein traditionelles Kleidungsstück und nicht das Symbol der Unterdrückung darstellt. An der Universität von Muscat sind z.B. mehr Frauen als Männer eingeschrieben, das Land hat eine Ministerin, immer mehr Frauen arbeiten als Angestellte draußen anstatt nur im Haus.

Ähnlich entwickelt sich das Fotografieren: vom Islam verboten, aber die Omanis fotografieren sich und andere hemmungslos; wir wurden nur in Misfah gebeten, keine Aufnahmen von Frauen zu machen ohne Erlaubnis des Ehemannes. Und das ließ uns darüber nachdenken, wie gedankenlos und unhöflich wir sonst mit dem Fotografieren umgehen. Die Omanis, sowohl männlich als auch weiblich, sind sehr schöne, würdevolle Menschen, die man dauernd fotografieren könnte, was mir in Südamerika überhaupt nicht in den Sinn gekommen ist und was ich in Europa auch nur selten mache. Es hat bestimmt auch mit dem Fremdartigen und mit dem Verbotenen zu tun, sodass ich gestehe: wir haben ein paar tolle Aufnahmen mit dem Teleobjektiv von Menschen gemacht, die wir hier aber nicht zeigen werden.

Der Oman bereitet sich bereits intensiv auf die Zeit nach dem Öl vor und setzt neben Häfen und Luftdrehkreuz u.a. auf den Ausbau des Tourismus. 2 Quellen berichten, dass die Zahl der Touristen von 2 auf 8 Mio. gesteigert werden soll…. Wenn man also noch den ursprünglichen Oman mit nicht vom Tourismus genervten oder verdorbenen Menschen erleben möchte, sollte man sich bald aufmachen.

Wer jetzt einen Wüstenreisebericht mit Bildern von Sanddünen und mit dem Mopped „im Sand spielen gehen“ etc.  erwartet, hat 2 Möglichkeiten: entweder sofort aufhören oder sich überraschen lassen, was der Oman noch alles zu bieten hat ;-). Denn Sandfahren liebt Jan überhaupt nicht und war mit dieser Maschine (auch ohne Sozia) nicht machbar.

 

Unsere Reiseroute:

technische Probleme: die kleinen weißen Linien im Südosten sind die restliche Route.
technische Probleme: die kleinen weißen Linien im Südosten sind die restliche Route.

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