Vom Tizi 'n' Test zum Tizi 'n' Tichka.                                       Oder: wenn man keine Lust auf die N 10 hat

Natürlich sind wir zwischendurch in Marrakesch gewesen, einfach DIE Stadt in Marokko, wo wir selbst jetzt beim 4. Mal noch Neues entdecken konnten.

 

Dann haben wir die Stadt auf der P 2017 Richtung Oukaimeden verlassen, um die Querung vor dem Gebirge Richtung Asni zu nehmen. Aber dort waren extrem viele Touristen unterwegs, die dann mit Kamelen auf Ausflug gehen durften. Schnell weg hier. Die Landschaft war auch nicht so grandios wie erwartet, immerhin sind wir direkt unterhalb des Toubkals und seiner Nebengipfel unterwegs gewesen.

 

Auch zum Tizi'n'Test gibt es genügend Bilder im Netz. Die gefährliche Südrampe ist mittlerweile bis auf wenige km kurz vor dem Pass ausreichend breit und gesichert ausgebaut. Es gilt wohl immer noch LKW-Fahrverbot, dadurch konnten wir aber ungestörter fahren :-).

 

Der nächste "must-do"-Punkt auf unserer kurzen Liste war Ait-Benhaddou, das Jan noch nicht gesehen hatte. Auf der N 10 sah das sehr langweilig aus; also habe ich als einzige Reisevorbereitung von mir die Gegend dazwischen in google earth genauer angesehen und eine Verbindung entdeckt, die nicht einmal als Piste auf unserer alten Michelinkarte von vor 2010 zu finden war. Auf diese Strecke hat sich meine bessere Hälfte aber erst eingelassen, nachdem Fotos und die Farbe des Untergrundes auf Asphalt schließen ließen ;-). De facto war sie durchgehend in gutem geteerten Zustand.

 

Sie endet in Agouim, der letzten größeren Stadt südlich des Tizi'n'Tichka. Dort sind wir noch ein paar Km den Pass raufgefahren und dann nach Osten auf die alte Verbindungsstraße nach Ait Benhaddou abgebogen. Zu unserem unerwarteten Glück befand sich nur wenige km weiter eine ganz neu erbaute Herberge. Am nächsten Tag haben wir vergeblich die schwierige Straße gesucht, dafür aber im oberen Abschnitt wieder farbenfrohe Berge entdeckt, wie wir sie aus den Anden kennen. Und dann war irgendwann die Ruhe und Einsamkeit vorbei: die SUVs von Reiseveranstaltern brausten uns entgegen. Und damit hatte Ait Benhaddhou allen Reiz verloren.

 

 

 

Sonnenaufgang in der Wüste: die Neustadt von Taliouine vor dem Anti-Atlas. Bis hierhin mussten wir fahren, um eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Aber was sind schon 2x35 km Umweg bei den Distanzen hier ;-) 

dieser kleine Fluss führt noch Wasser, weil er einige km oberhalb aufgestaut wurde. Wenige km weiter wird er versickern. Ob die starke Kerbe des Gebirgszuges im Hintergrund wohl der Tizi'n'Test ist???

das dürfte der älteste LKW sein, der uns begegnet ist. Ansonsten Unmengen von mittlerweile 50 Jahre alten Mercedes der 200er Baureihe, die hier immer noch als Überlandtaxis arbeiteten.

der Stausee, der wie alle anderen Niedrigwasser führte.

So schlängelte sich das Tal km-weit nach Norden auf den Toukbal zu, in engen Abständen kleine und größere Dörfer.

In dieser entlegenen Gegend wird jede Transportmöglichkeit bis zum Letzten ausgenutzt...

Ein größerer Ort mit seinen sorgsam gepflegten und genutzten Gärten und Feldern.

Von oben konnte man immer schön erkennen, dass alle Häuser Innenhöfe sowie getrennte Bereiche für Vieh und Menschen haben.

Endlich gab es ein Cafe im Hotel des Ortes Igli, in dem wir einen Kaffee MIT Milch bekommen konnten. Dabei konnte ich diese beiden Brüder beobachten, wie sie erst den unwilligen Muli die Straße aufwärts trieben, und einige Zeit später mit seiner Fuhre wieder vorbeikamen. Kinderarbeit, die als ganz normale Familienpflichten angesehen werden. Ansonsten scheint jeder größere Ort seine Schule zu haben, den Strömen von Schülern nach zu urteilen, die teilweise auf Trampelpfaden querfeldein kommen.

die Landschaft wurde karger, je höher wir hinauf fuhren. Vegetation nur noch, wo der Mensch dafür gesorgt hat.

so wirkt auch Marokko bunt ;-)

dann geht es mal durch nackte Felsen...

während mich sonst die Orte mit ihrem quirligen Leben überrascht haben, zogen hier die Staubfahnen durch, und nur ein Muli kam uns entgegen.

auf ca. 2.000 m Höhe begegneten uns blühende Krokusse, deren Staubfäden das kostbare Safran liefern. Wir hatten kaum angehalten zum Fotografieren, da kam schon von weiter her ein Mann angelaufen, zeigte uns die Pflanzen und die Blütenstengel in seiner Hand, aber eine Verständigung war auch auf französisch nicht möglich. Daher sind wir seiner gestenreichen Einladung mitzukommen nicht gefolgt.

und dann wurde es kurz vor dem Pass mit ca. 2.200 m.ü.M. noch einmal fruchtbar und grün.

Vielleicht bekomme ich den elch dazu, beim nächsten Mal diese Piste auszuprobieren.

mal wieder Waschtag. Selten, dass ich eine Leine gesehen habe, meistens wird die Wäsche über Sträuchern oder auf Steinen ausgelegt. Aber es war auch selten, dass ich Marokkaner mit schmutziger Kleidung gesehen habe.

Bei so viel eingefärbtem Gestein müsste es hier eigentlich auch Bodenschätze geben, aber ich habe keine Hinweise auf Bergwerke gesehen.

alleine in dieser grandiosen Landschaft. So, wie wir an diesem Tag bis Agouim keinem anderen Touristen begegnet sind.

und wieder andere Farben und Formen ...schon kurz vor Agouim.


Und am nächsten Tag weiter in Richtung Ait Benhaddou:

meine "Drachenberge aus Argentinien" :-). Einige Zeitlang war sehr viel Splitt auf der Straße, der wohl vom letzten Regen dorthin gespült worden sein muss.

immer wieder andere Farbzusammenstellungen machten die Fahrt sehr abwechslungsreich.

Vielleicht haben diese Orte eine ähnliche Geschichte und Architektur wie Ait Benhaddou, liegen aber tiefer im Tal drin und haben nicht genügend Platz für die Unmengen an Touristenbussen. Sodass nur wenige Touristen meist nur oben auf der Straße entlang fahren und kein Geld dort lassen.

Blick das Tal hoch mit seinen Schluchten bis zum Hohen Atlas.

Okay, wenn ich mir in solchen Passagen und bei Glätte die Begegnung von 2 LKWs vorstelle, dann kann diese Straße für 4-Räder eine Herausforderung werden.

Kartenausschnitt mit dem Track: unten links als Startpunkt die Stadt Aoulouz an der N 10, oben rechts der kleine Zacken ist die Abbiegung von der N 9 kurz vor dem Tizi'n'Tichka bis zum Herberge.

und so sieht das auf der Satellitenaufnahme aus. Die 2. rote Linie ist jeweils unser Track vom Vortag.