Samstag, 31. Dezember 2011


Nach einer sternenklaren Nacht empfängt uns ein wolkenloser Himmel. Da ist nach dem Frühstück noch ein zweiter Rundgang durch das Dorf fällig. Und wir entschließen uns, nochmals die gestern im Regen durchfahrene Cuesta de Lipan ein Stück zurück zu fahren und dabei die Ausblicke im richtigen Licht zu genießen. Tolle Felsformationen in den unterschiedlichsten Farben, unterbrochen von Schluchten und Felsrücken begeistern uns. Nach 30 km und kurz vor dem Schatten von der nächsten Regenfront drehen wir um und beginnen unsere eigentliche nächste Etappe.

Purmamarca, im Hintergrund ein Teil des Gebirgsmassives der "7 Farben", wofür der Ort bekannt geworden ist.
Purmamarca, im Hintergrund ein Teil des Gebirgsmassives der "7 Farben", wofür der Ort bekannt geworden ist.

In diesem Laden fand sich auch noch eine Schachtel mit Stromadaptern für Schuco-Stecker + chilenische Systeme an argentinische sowie manchmal Sprit

Teil des farbenfrohen Marktes, der angabegamäß nur von einheimischen Familien betrieben wurde, im Gegensatz wohl zu San Pedro.

die "siete colori" gingen aber auch im Tal noch weiter ...
die "siete colori" gingen aber auch im Tal noch weiter ...
...und ständig wechselnde Felsformationen
...und ständig wechselnde Felsformationen

Der untere Abschnitt des Nordaufstieges zur Cuesta de Lipan, oder auch das "Stilfser Jochs Südamerikas", copyright bei "greenhorn" alias Klaus. Leider haben wir kein Foto weiter oben machen können, das die großartige Landschaft und die 1.500m Höhendifferenz richtig zeigt. Bei Interesse den Begriff in google bilder oder google earth eingeben.

2 Familien ringen dieser kargen Umgebung ihren Lebensunterhalt ab.
2 Familien ringen dieser kargen Umgebung ihren Lebensunterhalt ab.

Man hat uns zu einer Tankstelle in Richtung Norden geraten, die in der Nacht Sprit bekommen hätte. Da wir aber nicht knapp bei Sprit sind, trauen wir uns, in unserer Reiserichtung nach Süden zu fahren. Die nächste größere Stadt ist San Salvador de Jujuy. Das Navi zeigt mehrere Tankstellen an. Ich wähle eine YPF aus und bald liegt die moderne, große Tankstelle vor uns. Keine Schlangen, geöffnet, also doch – alles nur Gerüchte … Nein, Sprit hätten sie nicht, da sollten wir zur nächsten fahren, nur einen Häuserblock weiter ! Nun denn! Auch die ist schnell gefunden. War auch nicht schwierig, man muss sich nur an der Schlange hinten anstellen. Naja, ich stehe zwar mit Motorradklamotten in der prallen Mittagssonne, aber alle 5 Minuten geht es ja 5 Meter weiter… Außerdem wird es nicht langweilig. Vor mir steht ein FIAT 900 aus den 60er Jahren mit einem Sound, der jeden Ferrari erblassen lässt ( wäre der dann schweinchenrosa???) Davor ein nagelneuer Vento, dessen Fahrer vorbei schaut und erklärt, dass er das gleiche Motorrad zuhause habe und woher und wohin usw. Nach einer guten halben Stunde sind wir bis auf das Tankstellengelände vorgerückt. Inzwischen hat Siggi um die Ecke geschaut. Da gibt es den Stau noch einmal aus der Gegenrichtung. Dann geht erst einmal gar nichts mehr – Schichtwechsel, Kassenabschluss! Das dauert ca. ¼ Stunde, erst danach geht es wieder weiter. Irgendwann sind auch wir an der Reihe. Wir trinken noch einen Kaffee, dann nichts wie raus aus der Stadt. Auf der Schnellstraße kommen wir noch an einigen leeren, aber geöffneten Tankstellen vorbei…

San Salvador und die Tankstellenschlange
San Salvador und die Tankstellenschlange

Nach San Salvador folgen wir der kleinen Ruta 9, der alten Landstraße, in die Vorbergzone. Es wird ländlich, grün, die Straßenbreite verringert sich von Kilometer zu Kilometer und ist schließlich nur noch als einspurig zu bezeichnen. Dennoch behält sie hartnäckig ihren gelben Mittelstreifen. Der Untergrund ist perfekt, aber die Streckenführung lässt meistens nur den 1.- 3. Gang zu. Die Vegetation ist zum subtropischen Regenwald geworden. Ein ungewöhnliches und ungewohnt intensives Grün. Epiphyten hängen von den Bäumen; unbekannte Vögel in bunten Farben fliegen vor uns auf. Passend zum Regenwald drohen wieder Regenwolken im Hintergrund. Nach 95 km ist die Stadt Salta erreicht. Wir haben ein Zimmer vorbestellt, um in der Neujahrsnacht ein Bett zu haben. Das Zimmer hat allerdings kein Außenfenster und die Dusche ist nur 30 cm breit – zumindest wenn man den Vorhang nutzt. Wir gehen in die Stadt. Ein bisschen um die Plaza las Armas und um ein Restaurant gegen den Hunger zu suchen. Nach einem erfolglosen, langen Marsch landen wir wieder an der Plaza und setzten uns in das einzige geöffnete Restaurant. Der Wind frischt auf, aber wir müssen draußen bleiben. Drinnen wird schon für das Neujahrsfestbankett gedeckt. Wir bestellen zur Feier des Tages einen Grillteller, aber das Ergebnis ist qualitativ enttäuschend. Allein die Menge stimmt. Den Jahreswechsel verschlafen wir in unserem Hotel.

auf einmal blühende Landschaften mit riesigen Mimosenbäumen, Mandeln und dahinter Tabak
auf einmal blühende Landschaften mit riesigen Mimosenbäumen, Mandeln und dahinter Tabak
Zum Regenwald gehört halt auch der Regen. Wir waren aber schneller und sind ihm davon gefahren
Zum Regenwald gehört halt auch der Regen. Wir waren aber schneller und sind ihm davon gefahren
Salta, genannt "die Schöne"
Salta, genannt "die Schöne"

Sonntag, 01. Januar 2012, 185 km

Wir stehen früh auf und können auf der Dachterrasse im Hinterhof frühstücken. Die Sonne scheint und es verspricht ein schöner Tag zu werden. Dann holen wir das Motorrad vom “bewachten“ Parkplatz. Es ist auf jeden Fall noch da, auch wenn kein Wächter zu sehen ist. Durch das grüne Valle des Lema und die Quebrada de las Conches geht es auf Cafayate zu. Die faszinierenden Gesteinsformationen lassen uns immer wieder anhalten. In Cafayate fahren wir an die Plaza und stoppen vor einem Eiscafe, das von der Auswahl und vom Geschmack her mit den größten Italienern hier bei uns mithalten kann. Wir ruhen uns aus und genießen. Schließlich können wir uns nur noch aufraffen, eine Unterkunft zu suchen. Hier gibt es ausnahmsweise zwei Campingplätze, aber nach einer kurzen Besichtigung können wir uns nicht entschließen hier zu bleiben (Staub, Schatten, Sanitärzustand). Durch Zufall kommen wir am „El Hospedaje“ vorbei. Erst sehen wir den Swimmingpool, dann im Hof zwei Moppeds mit identischer Ausstattung und von Motoaventura wie unseres. Ein Zimmer ist auch noch frei und im Hof gibt es schöne Sonnenplätze. Was wollen wir mehr, eine halbe Stunde später plansche ich im Pool, und Siggi sitzt zwischen Bougainvilleas in der Sonne. Beim Abendrundgang und der Suche nach leckerem Essen treffen wir das Paar aus dem Schwarzwald. Wir essen gemeinsam und tauschen unsere Erfahrungen aus.

Der Eingang zur Schlucht, mit viel ungewohnt rotem Wasser
Der Eingang zur Schlucht, mit viel ungewohnt rotem Wasser
wieder bunte Farben in den gezackten Bergrücken
wieder bunte Farben in den gezackten Bergrücken
Detailausschnitt am 3. Paso "Tres Cruces" (Paß 3 Kreuze), den wir überqueren
Detailausschnitt am 3. Paso "Tres Cruces" (Paß 3 Kreuze), den wir überqueren
und dann ganz felsige Passagen
und dann ganz felsige Passagen
das 1. argentinische Weingut, das uns begegenete; mit eigener Kapelle !!
das 1. argentinische Weingut, das uns begegenete; mit eigener Kapelle !!
nur wenige Hostals waren so schön wie das in Calafate
nur wenige Hostals waren so schön wie das in Calafate

Montag, 02. Januar 2012, 260 km.


Ab hier geht es durch das Land der „Drachenrücken“ und der unendlich geraden Straßen. Die längste gemessene wird wohl 24 km werden. Unsere heutige Etappe führt uns von Cafayate nach Belen. Nach 50 km geht es rechts ab und wir besuchen erst mal die alte Indiofestung Quilmes. Die Anlage zieht sich den Hang hinauf und an den rekonstruierten Grundmauern lässt sich schön der Aufbau des Ortes nachvollziehen. Leider sind die Informationen dürftig und dann ausschließlich in Spanisch. Als wir wieder aufs Motorrad klettern, zeigt das Thermometer inzwischen 30° C an.

Die nächsten 50 km sorgt der Fahrtwind für Kühlung, aber die folgenden 50 km sind erst im Bau. Das bedeutet, man hat neben der alten Schotterstraße einen Fahrdamm angelegt, der aber vorläufig auch noch als Schotterpiste befahren wird. Nach einigen Eingewöhnungskilometern sind dann aber auch hier Geschwindigkeiten von 60 – 80 km/h möglich. Allerdings unterbrochen von Staubwolken des spärlichen Gegenverkehrs, die uns dann zeitweise die Sicht rauben. Hinzu kommt, dass Schotter nicht gleich Schotter ist. Mal ist Oberfläche fest, mal lose. Es wechseln eingefahrene Fahrspuren mit Waschbrettpassagen. Volle Konzentration ist angesagt, und als wir glücklich wieder den Asphalt erreichen, ist das Thermometer auf 38°C geklettert. Unser Tagesziel heißt Belén. Die Auswahl an Unterkünften ist bescheiden. Da die beiden Moppedfahrer in Cafayate schon das eine Hostal ohne Begeisterung getestet hatten, nehmen wir das andere. Im Hinterhof steht uns ein sauberes 4-Bett Zimmer zur Verfügung. Mit unserem ganzen Motorradgerödel wissen wir die größeren Zimmer zu schätzen. Die nicht benutzten Betten bieten dann eine willkommene Ablagefläche und wir können trotzdem noch gehen …
In dem Hof, in dem auch das Mopped sicher parkt, brennen irgendwann zwei offene Kamine mit leuchtenden Flammen. Wir erkundigen uns nach dem Zweck der Feuer (bei den Außentemperaturen ?) und erfahren, dass jetzt das warme Wasser bereitet wird. Gespeichert wird es in großen Fässern auf dem Dach.

Jetzt brauchen wir noch etwas zu essen. Erste Anlaufstelle ist wie immer die Plaza las Armas. Es ist 20:00 Uhr und noch recht ruhig. Einzig ein kleines modernes Lokal bietet schon was an, Pizza. Während wir auf das Essen warten, wird die gesamte Inneneinrichtung auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Park aufgebaut. Gegen 21:00 Uhr ist der Aufbau fertig und die ersten Gäste nehmen dort die Plätze ein. Gegen 22:30 Uhr ist es dann auch gut gefüllt, und die Nacht kann beginnen. Nach unseren akustischen Erfahrungen geht es dann bis 2:00 / 3:00 Uhr. Trotzdem haben wir nach unseren anstrengenden Tagen meistens gut geschlafen.


Eine der ersten Furten, der wir begegnen, weil wir konsequent im 90° Winkel zum natürlichen Weg des Wassers unterwegs sind.
Eine der ersten Furten, der wir begegnen, weil wir konsequent im 90° Winkel zum natürlichen Weg des Wassers unterwegs sind.
ausnahmeweise mit mir, um einen Größenvergleich zu haben. Diese Riesenkakteen bestimmten das Bild in weitem Umkreis. Im Hintergrund die ersten Grundmauern von Quilmes.
ausnahmeweise mit mir, um einen Größenvergleich zu haben. Diese Riesenkakteen bestimmten das Bild in weitem Umkreis. Im Hintergrund die ersten Grundmauern von Quilmes.

Die Festungsanlage der Quilmes-Indios, leider zur Mittagszeit. Sie wurde nicht erstürmt, sondern die Spanier haben die Felder angezündet und so die Indios ausgehungert.

ruta 40 bedeutet noch: unbefestigte Piste mit Staub und Wellblech
ruta 40 bedeutet noch: unbefestigte Piste mit Staub und Wellblech