Prolog von der elchin,
denn es war ja meine Traumreise mit einem Vorlauf von zweieinhalb Jahren von der Idee bis zum Abflug. Wir waren brutto 6 Wochen
in Chile und Argentinien unterwegs sowie ein Tagesausflug nach Bolivien. Für 4 Wochen haben wir eine GS 1200 bei motoaventura gemietet und sind von Südchile (Osorno) 4000 km nach Norden bis San
Pedro de Atacama gefahren, über den phantastischen Jama-Pass mit 4.800 m Höhe nach Argentinien und überwiegend auf der „ruta 40“ wieder nach Süden. Dabei hat die Rallye Dakar unseren Weg
gekreuzt, und wir haben sie live genossen.
Da ich bei der Vorbereitung nur sehr wenige Informationen über Chile gefunden habe, was z.B. Landschaften und Streckenzustände
angeht, möchten wir unsere Erfahrungen und einige Bilder in einem kompletten Reisebericht einstellen, nur gekürzt um persönliche Dinge. Die ruta 40 scheint mehr Leute anzuziehen, als
Pistenabenteuer. Aber dazu muss man sich beeilen, bevor alles fertig asphaltiert ist. Die interessanteren und abwechslungsreicheren Landschaften haben wir aber in Chile
erlebt.
Beim Hinflug haben wir einen 10std. Stop in Rio de Janeiro für eine individuelle Stadtführung genutzt, danach 2 Tage Santiago.
Diese Stadt war auch ganz anders als erwartet. Dann ging es endlich per Flugzeug nach Osorno. Mittlerweile hatten wir über das überall gut funktionierende Internet + email erfahren, dass die
bestellte ADV wegen Kupplungsschaden gegen eine „normale“ 1200er eingetauscht werden musste. Der geringere Radius aufgrund des kleineren Tank führte dazu, dass wir nicht auf den Paso San
Francisco fahren konnten, ansonsten haben wir immer rechtzeitig wieder eine funktionierende Tankstelle gefunden, auch in Argentinien.
Ein Mechaniker von motoaventura hat uns am Flughafen abgeholt und geholfen, alle technischen Schwierigkeiten zu meistern wie
anderer Anschluss des Navis an die Batterie oder andere Koffer, weil die Verschlüsse nicht mehr hielten. Aber auch der 2. Satz Hepco + Becker-Koffer passte nicht zu unseren Touratech-Packmaßen,
sodass wir trotz weiteren Reduzierungen doch den Packsack von motoaventura zusätzlich mitnehmen mussten. Osorno selber hat nicht viel zu bieten, aber dann ging es endlich richtig
los.
1. Tag:
Erste Runde mit der GS, von Osorno aus in die Vulkanlandschaft. Alles bestens, die Maschine deutlich handlicher als unsere
zuhause. In Puerto Varas stehen am Hafen zwei F 650 GS aus LÖ mit Reifen und allem drum und dran im Gepäck. Aber leider ist die ganze Zeit niemand von den Reisenden zu sehen.
Die Luft ist ganz extrem diesig. Der heißersehnte Vulkan hinter der Kirche mit dem roten Dach ist nicht zu sehen L. Erst als wir uns dem Vulkan nähern und in die Höhe fahren, zeigt er sich langsam in seiner ganzen
Schönheit.
Wir fahren dann noch bis Valdivia und finden ein schönes Hostal. Haben wir morgens noch bei 18° auf der Autobahn gefroren, gehen wir jetzt bei 34° Grad fast
ein.
Freitag:
Kurz nach dem Start in Valdivia biegt die Hauptstraße nach links, das Navi zeigt nach rechts. Eine der berühmten „Abkürzungen
mit dem Finger auf der Landkarte“ folgt. Erst 1 km Asphalt, dann die ersten 10 km Schotter. Langsam
kann ich dem Pirelli vertrauen. Ein wirklich guter Kompromiss. Es geht noch ein Stück über die AB, dann Landstraße nach Villarica und an den See mit dem Spiegelbild des Vulkanberges Villarica. Wir wollen uns eine Kaffeepause gönnen, finden ein schönes Kaffee und wollen
uns eine Pizza teilen. 1 ½ Stunden später haben wir die halbe Pizza mit Genuss verdrückt und den Rest fürs Abendessen im Gepäck…. Macht mit Kaffee und Cola 15 €.
Daraufhin erwarten uns die nächsten 12 km Schotter. Rest km im Bordcomputer: 300 km.
Danach folgt bester Asphalt bis Melipeuco. Aber wie geht es um den Vucano Llaima? Die letzte Tankstelle wird genutzt, und der
Tankwart meint: alles asphaltiert! Jubel, dann mal los.
Nach 5 von 73 km ist allerdings der Asphalt zu Ende! Trotzdem fahren wir weiter, denn die Landschaft wird immer interessanter.
Bald fühlen wir uns wie auf Island. Wir befinden uns in einer Lavawüste. Der Untergrund ist gut befahrbar. Der Sand ist rau und grobkörnig. Es lässt sich gut fahren. Von einem holländischen(!)
Radfahrer erfahren wir, dass die Strecke noch deutlich schwieriger wird. Trotzdem, wir fahren weiter und die Landschaft belohnt uns für die Mühe. Wir passieren fantastische blaugrüne Seen,
Solitärpflanzen in der schwarzen Lava, dann geht der Weg in einen Hohlweg durch dichten Urwald über. Zwei Frauen mit einem alten LT aus GL kommen uns entgegen. Extreme Steigungen und
Gefällestrecken wechseln sich mit Lavastaubfeldern ab. In so einer Staubstrecke liegt dann die Q auch zum ersten Mal. Bei Schritttempo in einer Kurve mit tiefem Staub weggerutscht. Nichts
passiert, es geht weiter. Nach weiteren 30 km wieder Asphalt unter den Reifen und noch 180 km bis zum Etappenziel vor uns. Aber zwei Stunden später ist Salto del Laja erreicht. Ein kleiner
Wasserfall, aber der höchste in Chile.
Am nächsten Tag über die AB direttissima nach Santiago. Wie gehabt: bei 18° gestartet, bei 34 ° angekommen, und dann unser
Hostal „Patio Suizo“ erneut genossen.
Sonntag:
Patio Suizo ade! Mit noch einem (unnötigen Camping-) Packsack mehr auf dem Mopped geht es aus der Stadt. Unsere inzwischen
erworbenen Ortkenntnisse und das perfekt arbeitende Navi lenken uns schnell aus der Stadt. Kurz hinter dem ersten Autobahntunnel knallt mir etwas gegen das rechte Knie und unsere Chilekarte
flattert durch die Gegend. Zum Glück kann ich gleich anhalten, der Sonntagsverkehr ist noch sehr gering, und Siggi kann die Karte und den Copec-Atlas mit ein paar Schritten von der Autobahn
retten. Das Teil, das mir gegen das Knie flatterte, war der Blendschutz vom Navi, der mit den Karten im Sichtfach des Tankrucksacks lag. weg.
Aber so schnell geben wir ja nicht auf. Da die in Frage kommende Strecke ja überschaubar ist, beschließen wir eine Ehrenrunde zu drehen. Also an der nächsten Ausfahrt raus und wieder
stadteinwärts. Aber da haben wir die Rechnung ohne die Einbahnstraßen gemacht. Unser neuer Weg führt uns sogar noch einmal über die Plaza las Armas. Nach 20 Minuten fahren wir endlich wieder in
den Tunnel ein. Vom Blendschutz keine Spur. Nun denn, ab auf die Ruta 5 Norte. Schnell steigt die Temperatur mit jedem Kilometer Richtung Meer. Die Autobahn wird steiler und schlechter, nach
einer ersten Autobahnstunde ist ein ordentlicher Kaffee (Cortado aus der Maschine statt Nescafe) fällig. Als wir
wieder starten, hängt an Siggis Ärmelklettverschluss etwas Komisches: der Blendschutz J. Er hat sich beim Abflug an dem Klett verfangen…
Auf das Meer zu hängt eine dicke Nebelbank vor der Küstenkordilliere. Als wir dort eintauchen müssen, fällt die Temperatur wieder rapide auf unter 20 °C. Verdrehte
Verhältnisse zu unseren europäischen Erfahrungen. Bei Los Vilos verlassen wir die Autobahn und fahren in die kleine Hafenstadt. Die Hauptstraße ist lebhaft und am Wasser gibt es einen schönen
Park mit Bänken. Während Siggi im Supermarkt verschwindet, kommt eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn, keine 2 Jahre und möchte ihn auf dem Motorrad fotografieren. Ihr Sohn hätte uns vorbei fahren
gesehen und wäre so begeistert. Na dann, volles Kinder-Bespaßungsprogramm: Blinken, Hupe, Motor an – hoffentlich ist Siggi bald mit dem Einkauf
fertig.
Von Los Vilos geht es entlang einer längst aufgegebenen Eisenbahnstrecke kontinuierlich steigend in die Berge. Mit jedem Meter steigt auch die Temperatur. Bald ist
es 34° C. Die bekannt Vegetation wechselt zu Kakteen. Wenn in der Landschaft etwas grün ist, sind es riesige Rebanlagen, die sich selbst
beschatten. Unter einer Tamariske finden wir etwas Schatten, der Wind geht, und so ist es erträglich für eine Rast. Wir haben noch eine Melone
und genügend Wasser in den Camel-Bags.
Unser Tagesziel ist die etwas größere Stadt Ovalle. Das Hostal Roxy sei das Beste am Platz. Es ist auch gleich gefunden. Es lieg mitten im Stadtkern , und hat so
einen Buena Vista Social Club Charme der 50er Jahre. Die Zimmer liegen um einen riesigen Patio, den man durch einen Flur erreicht. Erst 2 Stufenhoch und dann dadurch darf auch das Motorrad. Die
Koffer müssen schon auf der Straße runter, ein Keil für die zweite Stufe liegt schon bereit. Jetzt noch abwarten bis die Autos an der roten Ampel halten (das machen alle in Chile !!) eine
Schleife über zwei Fahrspuren, mit Schwung über die Bordsteinkante und dann den Keil rauf in den Flur – passt!
An der Plaza Las Armas finden wir ein schönes Restaurant und können beim Essen den EiskaffeePosern am Sonntagabend zusehen.