Résumé für alle, die selber an einer Reise nach Chile/Argentinien basteln:

 

  • Es geht auch kürzer, wenn man sich auf seine Highlights beschränkt. Das ist für uns die Gegend um San Pedro de Atacama; dort gibt es noch einige Pisten und Pässe, die wir noch erkunden möchten.
  • Der lange Zeitraum ist auch durch den erwarteten Flugpreis entstanden: als wir im Dezember 2010 im Internet recherchierten, hätten uns die 2 Flüge Frankfurt – Santiago ca. EUR 4.000,- gekostet. Als wir Ende März das Okay von beiden Arbeitgebern für die 6 Wochen hatten, konnten wir eine Variante für EUR 1.600,- für beide zusammen !!! finden. Wohl eine Art Frühbucherrabatt.
  • Die Frage: eigenes Motorrad oder mieten: Das eigene lohnt sich nur für Leute, die mind. 6 Wochen mit dem Mopped unterwegs sind. Motoaventura bietet gegen Aufpreis die Anlieferung + Abholung in anderen Städten, was zu interessanten Streckenvarianten führen kann. Z.B. Puerto Natales in Südpatagonien bis Arica ....
  • Für uns 2 + Gepäck war eine 1200er erforderlich, aber mit einer leichteren Maschine + ohne Sozia sind viele Pisten noch einfacher oder überhaupt erst befahrbar.
  • Das Navi war mit einer „routable OSM-Karte“ geladen und funktionierte auch in den Städten bestens, was andere Reisende von ihrer original Garmin-Karte nicht behaupten konnten. Wir hatten alle Touren vorher am PC vorbereitet, aber 2x spontan neu programmiert.
  • Die richtige Motorradbekleidung ist und bleibt eine schwierige Frage. Wir hatten die wasserdichten Streetguard-Anzüge von BMW dabei. Das Wärmefutter haben wir im letzten Moment zurückgelassen. Die Wasserdichtigkeit war aber nur einmal richtig gefordert. Unser Temperaturbereich bewegte sich dagegen von 7° – 39° C. Wobei Tagesschwankungen von 20° C häufiger vorkamen. Die meiste Zeit waren wir bei Temperaturen über 20° C unterwegs. Da wünschte sich der elch dann schon einen luftigeren Anzug. Chile überraschte uns immer wieder mit großen Temperaturschwankungen auf kurzen Distanzen bzw. in kurzer Zeit. Aber wenn man länger im Hochland unterwegs sein möchte, ggfls. auch nach Peru und Bolivien rüber, braucht man warme Sachen.
  • Januar und Februar gelten als Regenzeit in Nordchile / Nordargentinien. Ich möchte das nächste Mal in deren Frühjahr fahren, wenn auf den Anden noch mehr Schnee liegt und bin dafür bereit, kältere Temperaturen zu akzeptieren.
  • Obwohl wir eingefleischte Camper sind, mussten wir feststellen, dass Zelten keine gute Variante ist. In Chile gibt's nur wenige Campingplätze, in Argentinien mehr; der Boden ist meist ohne Bewuchs; häufig starker Wind, der Staub + ähnliches überall hinträgt; die sanitären Bedingungen mit teilweise fehlendem warmen Wasser. Auch als Notunterkunft für die „Wildnis“ war es nicht erforderlich. Nur einmal mussten wir darauf zurückgreifen: an der Küste bei Valparaiso, als der letzte Ferienfreitag und ein Konzert von David Guetta zusammentrafen. Dies hätte uns den gelben Gepäcksack sowie einiges an Ausrüstung im „Technikkoffer“ erspart.
  • Es gibt überall günstige Unterkünfte, auch für die einheimischen Reisenden. Hostals sind vergleichbar mit Pensionen mit einer überschaubaren Anzahl von Zimmern + Gästen, manchmal auch für Selbstverpflegung, wo man am großen Frühstückstisch immer andere Reisende mit ihren stories trifft. Dabei haben wir sehr unterschiedliche und interessante Leute kennen gelernt.
  • Südamerika war vorher ein ganz „weißer Fleck“ auf der Landkarte, gerade noch ein paar Infos aus Schultagen. Schon bei der Vorbereitung musste ich ettliche Vorurteile revidieren. Chile ist ein moderner Staat mit hochwertigen Techniken. Wifi ist überall präsent, die Autobahngebühr um Santiago wird elektronisch abgegriffen etc.. Argentinien daneben machte einen deutlich ärmlicheren Eindruck.
  • Sicherheit: wir haben uns immer sicher gefühlt und nie eine bedrohliche Situation weder erlebt noch beobachtet, auch wenn selbst Einheimische uns auf spanisch darauf hinwiesen, in bestimmten Stadtvierteln z.B. wegen Taschendieben vorsichtiger zu sein oder nie eine Kamera irgendwo abzulegen. Dafür muss man halt eine optisch höhere Polizeipräsenz oder Sicherheitsdienste in Kauf nehmen.
  • überall waren die Menschen sehr nett und hilfsbereit. Der Umgang ist sehr rücksichtsvoll. Kein Gedrängel, kein Hupen, weil man aus dem Weg gehen soll. Selbst dann, wenn wir mal irgendwo das Hindernis darstellten, wurde geduldig gewartet. Selbst auf die allgegenwärtigen Hunde wird Rücksicht genommen, gewartet und nicht gehupt. Auch die Verkehrsregeln, insbesondere Geschwindigkeitsbegrenzungen, Stopschilder und Ampeln werden genau eingehalten.
  • Geld war überall leicht mit der ec-Karte zu besorgen, die Automaten gab es nicht nur in Banken, sondern auch an Tankstellen oder Supermärkten. Andere Währungen wie US-Dollar werden nur als Recheneinheit benutzt, aber kaum zur Bezahlung. Kreditkarten wurden nicht überall angenommen aufgrund der Gebühren, sind aber für Fahrzeugmieten erforderlich. In Argentinien haben wir wie vorher beschrieben Schlangen vor den Geldautomaten gesehen, aber das rührt wohl von den geringen Auszahlungsbeträgen von der Voreinstellung/Sicherheitsdenken her. Wir kommen mit EUR 50,-ja auch nicht weit.
  • Sprache: außerhalb von Santiago + Motoaventura spricht man kaum englisch oder deutsch. Aber es sind immer dieselben Brocken, die benötigt werden für das Nötigste. Die kann man sich auch aus einem Sprachführer oder auf einem Wochenend-Sprachkurs an der VHS besorgen. Jan hat mit Methode assimil (nur hören) am letzten Tag perfekt dem freundlichen Tankwart auf die üblichen Fragen nach dem Woher und Wohin beantwortet, ohne je einen Sprachkurs spanisch besucht zu haben.
  • Wir konnten aus unseren brutto 4.000 digitalen Bildern gerade mal 200 hochladen. Und sie sind immer noch nicht beschriftet. Aber über 95 % wurden mit GPS-Signal aufgenommen, sodass wir ihren Aufnahmeort immer wiederfinden werden.

Persönliches Résumé:

Wir sind ja nicht das erste Mal außerhalb Europas unterwegs gewesen, lediglich das erste Mal mit Mopped und ohne Vorbereitungstour wie bei Marokko. Diese Tour ist aber dadurch etwas Besonderes geworden, weil wir jeden Tag völlig unbekannte oder unerwartete, großartige Landschaften entdecken durften und auch die Rahmenbedingungen jeden Tag anders waren. Also jeden Tag ein neues Abenteuer, weil wir keine Organisation hatten, die alles für uns erledigt hatte und uns Sicherheit gab. Dadurch erlebt man alles bewusster. Und das macht für mich den Unterschied aus.

die elchin

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