Nachdem wir überraschend Anfragen wegen Reisebericht erhalten haben, habe ich, die elchin, mich schließlich zu meinem Erstlingswerk hingesetzt: exemplarische 36 Stunden incl. unserem persönlichen Highlight auf dem Weg von Fes nach Midelt auf einer Nebenstrecke durch den Mittleren Atlas.

 

Kurze Vorstellung von uns für Fremde: der große elch auf der 1100 GS fährt aktiv erst seit 7 Jahren und liebt Herausforderungen, seine Sozia elchin hat keinen Moppedschein, und dann gibt es noch den kleinen elch mit seinen 20,5 Jahren und schon 28.000 km auf der geerbten F 650. Und beide haben sich vorher noch in Hechlingen fit machen lassen.

Das Team
Das Team

Wir haben die 2 Motorräder auf unserem Anhänger bis Almeria gezogen und haben das Gespann dort auf dem sicheren Campingplatz abgestellt. Am nächsten Morgen fuhren wir die 5 Kilometer in den Fährhafen um uns von dort ganz bequem nach Nador bringen zu lassen. Aber nicht ohne vorher noch gut gefrühstückt und getankt zu haben.

Camping La Garoffa
Camping La Garoffa

Aufgewacht vor den Toren Fes, auf dem schönen Campingplatz „Diamant Vert“ bei 5 °C Morgentemperatur. Wie kann denn Marokko im Mai so kühl sein? Dieses Phänomen begleitete uns den ganzen Urlaub und ist bestimmt nicht nur mit den großen Höhen zu erklären. Aber gegen Kälte kann man sich ja leichter wappnen als gegen zu große Hitze und zum Ausgleich bekamen wir klare Luft und schöne Aussichten.

Camping Diamant Verde, Fes
Camping Diamant Verde, Fes

Nach dem Abbauen zum besten Frühstück der Tour: (Bild) anders als bei unseren früheren Wohnmobiltouren, wo wir uns immer selber versorgten,, lassen wir uns mit dem Mopped auf die Versorgung vor Ort ein und haben dies in Marokko mit vielen schönen Erlebnissen nirgends bereut. Immer anders zusammengestellte Frühstücke, tagsüber Kleinigkeiten und abends die ortsüblichen 3-Gänge-Menüs mit typisch marok. Gerichten (die wir besser fanden als die Kombination aus westlichem Essen mit marok. Accessoires auf unserer organisierten Erkundungstour). (Bild Couscous)

Couscous in Agdz
Couscous in Agdz

Endlich los! Nein, die Mägen und die Moppeds wollen noch versorgt werden. In der Nähe gibt es einen Hypermarché Marjane, den wir unbedingt inspizieren müssen. Innenleben genau wie in Frankreich, incl. der Preise. Aber die Bevölkerung verdient doch nicht annähernd unser Niveau!?! Aber es existieren diverse. Ansonsten haben wir immer die kleinen Läden besucht. (Bild) Und bei den geringen Beträgen nie das Gefühl gehabt, sie haben auch nur 1 Dirham Touristenaufschlag rein gemogelt.

Laden in Midelt
Laden in Midelt

Jetzt aber endlich los! Nach Fes steigt die gute Straße schnell an in die Bergwelt über 1200 m mit Korkeichen, Zedern, tollen Ausblicken und selten Dörfen. Aber einsam?!? Einsam ist man in Marokko nie. Tagsüber leben die Marokkaner ihre statistische Einwohnerzahl pro qkm tatsächlich in der Fläche: die jungen und alten Hirten, die man häufig erst auf den 2. Blick sieht; die Kinder auf ihren langen Fußwegen zur Schule; die unbeschäftigten Männer, die ja nicht im Haus bleiben dürfen; die Verkäufer, die auch an entlegenen Stellen ihre Waren anbieten; die Kinder, die aus den Häusern angelaufen kommen für das Spiel, ein Bonbon, Kugelschreiber oder Münze zu erbetteln. Aber aufdringlich waren nur bekanntermaßen die Steineverkäufer am Tizi n Tichka. (Bild)

In Azrou treffen wir erst einmal auf die „alte Welt“ mit unbefestigter Straße, alten Autos und geordnetem Chaos, bis wir auf den modern angelegten zentralen Platz finden und dort unser Mittagspicknick machen. Der café au lait bzw. Cola zum Dessert danach in einem Café darf natürlich nicht fehlen. Ich bin immer die einzige anwesende Frau!

Kinder an der Straße
Kinder an der Straße

Aber es ist schon halb 3 Uhr, als wir Richtung Ain Leuh auf die Nebenstrecke abbiegen. Einige Highlights unserer vielen Fotostopps davon sind bereits eingestellt. Trotz vorbereiteter Navigation fahren wir einmal geradeaus in eine Sackgasse, was sich aber erst 30 km später herausstellt. So steht die Sonne schon bedenklich tief (aber super Fotoatmosphäre), als wir an einer Gabelung nach der Straße nach Itzer fragen müssen. Mehrere Leute wollen uns zurück nach Azrou oder Richtung Westen nach Khenifra schicken, bis schließlich klar wird: trotz weißer Linie in unserer Karte geht es ab hier auf einer Piste weiter !! Noch 80 km !!

Ain Leuh
Ain Leuh

Die Piste ist nicht immer in gutem Zustand, viele Kurven reduzieren zusätzlich die Durchschnittsgeschwindigkeit. Aber als hinter einer Kurve zum ersten Mal der schneebedeckte Hohe Atlas vor uns lag, ist doch wieder ein richtiger Fotostopp angesagt. Dort wäre zwar ein ebener Platz zum Zelten, aber kein Wasser. Also weiter !! Ca. 20 Kurven und einen Beinahe-Sturz später stehen auf einmal Moppeds und Spanier auf und unterhalb der Trasse an einem Haus. Sie haben absolut dasselbe erlebt wie wir, hatten aber die Erfahrung, dieses Haus als eine Schule zu identifizieren und bereits mit den Lehrern abgeklärt, dass sie dort über Nacht bleiben können.

Meine beiden Männer verschwinden dann mit dem Lehrer zu dessen angemietetem Quartier irgendwo hoch am Berg. Und die Lehrerin nimmt mich mit ins Haus einer 2. Lehrerin. In beiden Fällen wird dann noch einmal ein richtiges Abendessen für uns gekocht und dabei auf französisch lange über die Situation dort erzählt und über Religion + andere Themen philosophiert. Diese Gastfreundschaft ist ihnen so selbstverständlich, dass sie richtig sauer auf die Spanier waren, die für die Übernachtung bezahlen wollten. Wir haben ihnen am nächsten Tag erst einmal Dinge wie ein kleines Schweizer Messer, Buntstifte für die Kinder, Schokolade für die Versorgung und weitere Kleinigkeiten geschenkt sowie die Zusage, ihnen ein Paket mit bebilderten Sachbücher und Fotos zu schicken.

Schule. Lehrer/'innen und wir
Schule. Lehrer/'innen und wir
Abendessen mit spanischen Enduristen
Abendessen mit spanischen Enduristen
Das Wohnhaus des Lehrers
Das Wohnhaus des Lehrers
Wasserstelle für Schule und Ort
Wasserstelle für Schule und Ort

Der nächste Morgen zeigt uns dann erst einmal unsere Umgebung, und nach gutem Frühstück und herzlichem Abschied fahren wir in Ruhe die Piste durch die abwechslungsreiche Landschaft weiter. Irgendwann holen wir 2 Jugendliche auf ihren Mauleseln ein, und zu unserer Verblüffung ziehen die Handys raus, um uns zu fotografieren !! Solche Kontraste sind uns immer wieder begegnet. 2 Minuten später halfen sie uns, die große Maschine aus dem Matsch wieder aufzurichten. Ich war halt sicherheitshalber abgestiegen, und damit hatte der elch nicht genügend Schwung, bis es ernst wurde. (Bild)

Schlammloch
Schlammloch
radfahrende Holländer sind überall
radfahrende Holländer sind überall

In gut 2.300 m Höhe überqueren wir schließlich den letzten Scheitel und haben kurz danach die riesige Hochebene vor dem Hohen Atlas vor uns, mit eingelegten Tafelbergen darin. Die mittlerweile bessere Piste geht in ein schmales Asphaltband über und zur Mittagszeit haben wir das lang ersehnte Ziel Itzer erreicht. Von dort war es in Relation fast langweilig nach Midelt, dem Ausgangsort für den Cirque de Jaffar. (Bilder)

Vor uns der Hohe Atlas
Vor uns der Hohe Atlas

 

Ich hatte vorher unvorsichtigerweise gesagt, aufgrund der intensiven Vorbereitung für diesen Urlaub (auch mit Bildern aus google earth und anderen Reiseberichten) haben wir ja schon fast alles gesehen. Heute sage ich: das Abenteuer wartete hinter jeder Kurve. In Form von neuen Ausblicken, unerwarteten Begegnungen, Baustellen für bessere Straßen oder Brücken und und und. Ob ich noch einmal hinfahre? JEIN. Die Erlebnisse haben neue Maßstäbe gesetzt und ich habe Angst, beim nächsten Mal enttäuscht zu werden. Aber Marokko hat mich ja schon einmal positiv überrascht.