Mieten oder das eigene Motorrad mitnehmen?

 

Wir hatten bei unserer ersten Tour ein Mietmotorrad in Chile geliehen und diesmal unsere eigene Maschine im Container mit mehreren anderen verschickt. Das Mietmotorrad war eine wenige Wochen alte R 1200 GS mit 6000 km auf dem Zähler. Tadelloser Zustand, keine Probleme. Die Reifenmarke konnten wir aussuchen. Der Stromanschluss für unser Garmin wurde uns montiert und doch – es war nicht das eigene Motorrad. Im Hinterkopf dann auch der Gedanke an kritischen Stellen: bloß nicht hinlegen, sonst wird es teuer… Aber auch das gute Gefühl: Wenn die Karre liegen bleibt, anrufen, und der Pickup kommt zum Reparieren oder mit einer Ersatzmaschine.

 

Diesmal dann das eigene, bekannte Motorrad. Ich kenne alle Mucken, kann sie im Dunkeln auseinander und wieder zusammenbauen. Alles ist in jahrelanger Feinarbeit auf uns eingerichtet. Ein Ausrutscher, z.B.  in einer Furt, ist kein Drama. Schon ist der Kopf frei, und unser Moped hat kein einziges Mal gelegen. Und wenn, dann hätte man es zuhause zum Low Budget Tarif richten können. Und das Gefühl ist unbeschreiblich: Du und Dein Moped auf der Ruta soundso durch wasweißich.

 

Alles entscheidend sind letztlich Kosten und Aufwand. Bei ca. 3 Wochen liegt der Break Even Point mit unserem Anbieter.

 

Es fängt schon zuhause an. Wo muss ich das Motorrad hinbringen. (Hamburg oder Göppingen sind da schon ein Unterschied.) Fehlt mir das Motorrad in der Zeit (Oktober bis März geht gerade noch so…). Neben den reinen Transportkosten kommt z.B. noch eine Haftpflichtversicherung für Südamerika hinzu (für uns ca. 200,- €). Möglicherweise Lagergebühren und Fahrtkosten zum Ort der Verladung.

 

Beim Mietmotorrad sind die abgenutzten Reifen schon mit einkalkuliert (bei 8.000 km schon ein Faktor) genauso wie Service, Öl, Wertverlust usw. Dafür sind aber auch kleine Schäden praktisch zum Neuwert zu ersetzen. Papiere für Grenzübertritte kosten extra (Bolivien, Argentinien…)

 

Also keine einfache Empfehlung, nur ein paar Denkanstöße.

 

 Welchen Reifen soll man nehmen?

 

Hat auch hier sicher viel mit persönlichen Vorlieben zu tun, und ich bin kein Reifenfetischist. Nach TKC 80 in Marokko und in Ligurien bin ich beim letzten Mal in Südamerika mit dem Pirelli MT 60 gut zu Recht gekommen. Aber der Heidenau K 60 war dann diesmal doch spürbar besser. Verschleiß nach 5000 km konnte ich kaum feststellen.

 

Spritverbrauch und Distanzen.

 

Unsere größte Distanz zwischen 2 Tankstellen waren 508 km (Copiapo – Fiambala). Das ist für uns die größte, ohne Tankstelle zu bewältigende Distanz auf unserer Route. Benötigt haben wir dafür 24 l Benzin – also 4,8 l / 100 km (nur mit Reservekanister machbar).  Das bedeutet gleichzeitig, dass zwar physikalisch/technisch der Spritverbrauch in großer Höhe zunimmt. Andererseits wird dieser Mehrverbrauch durch die langen Abfahrten überkompensiert. Wenn man also mit seinem bekannten Schnitt rechnet, ist man auf der sicheren Seite.  In Argentinien ist es oft nur möglich, mit Bargeld zu bezahlen. In Chile dagegen lässt sich alles per EC oder Kreditkarte bezahlen.

 

Grenzabfertigung

 

Immer in entspannter Atmosphäre, immer korrekt, höflich, hilfsbereit. Klar, für unsere Verhältnisse ziemlich umfangreich – und dadurch dauert es auch etwas, wenn ein ganzer Reisebus abgefertigt werden muss. Aber wir allein waren meistens in einer 1/4 Stunde durch den Zoll, SAG, Carabinieri. Mit Fahrzeug müssen wir immer wieder schauen, dass auch alles ausgefüllt und erledigt wird. Auch sprachlich hat man sich immer Mühe gegeben. Meistens sprach jemand englisch, gelegentlich auch jemand deutsch. Das musste dann auch gleich an uns ausprobiert werden. Bei der Zollabfertigung im Hafen von Valparaiso hatten wir einen Zollagenten, der sich Zeit und Mühe machte uns „an die Hand zu nehmen“ und alle Schritte zu erklären.

 

 

 

Geld und Karten

 

Unser erstes „Highlight“ hatten wir schon auf dem Flughafen. Normalerweise besorgen wir uns  unsere Landeswährung erst nach der Einreise am Geldautomaten. Kurz vor der Reise hatte ich noch eine neue EC-Karte bekommen, getestet und für gut befunden. Die Bank hatte noch eine Lobeshymne auf das neue, sichere System von Vpay gesungen. Aber der Geldautomat in Santiago nahm meine Karte nicht an. Gut, dass wir Siggis „alte“ Maestro-Card hatten, denn die funktionierte. Wie wir später recherchiert haben, taugt Vpay praktisch nur für Europa. Darüber hinaus bekommt man damit nirgends Geld!

 

Das zweite Problem trat sporadisch sowohl in Argentinien (hier verstärkt) als auch in Chile auf. Einheimische bekamen Geld – wir nicht. Geldautomaten können 120 km und mehr auseinander liegen, und wenn dann einer nicht funktioniert, wird es schwierig. Unsere Lehre daraus: Ein nicht zu kleiner Vorrat an Bargeld in Dollar und/oder Euro + Landeswährung sollten immer in Reserve bleiben, damit es wenigstens für ca. 2 Tage reicht. (Sprit, Unterkunft und Verpflegung).