Nun geht es von Fiambala nach Cafayate, ungeplant in einer Tagesetappe von knapp 600 km. Das war möglich aufgrund des hohen Anteils an Asphaltstraße und des überwiegend guten Zustandes der Pistenabschnitte. Und das war erforderlich aufgrund der fehlenden Bargeldversorgung. Dafür haben wir uns dann 2 Tage Ruhe in dem schönen Hostal in Cafayate gegönnt und die umliegenden Weingüter besucht.

 

Und dort haben wir auch kurzerhand unsere Route umgeplant: anstatt auf der Asphaltstrecke nach Salta und die klassische Strecke nach San Antonio de los Cobre hoch (wo zu andern Zeiten der "tren de los nubes" fährt) doch auf der alten ruta 40 über den Ort Cachi und irgendsoeinen komischen Pass nach San Antonio, alles offroad. San Antonio liegt zwar auf 3.800 m und wie sich dann dort Schlafen anfühlt, war eine spannende, bange Frage. Aber nach über 300 km würden wir den Sicopass nicht noch am gleichen Tag schaffen. Als die Frau in der Touristeninfo uns erzählt, wir würden bis Cachi 5 Stunden brauchen, haben wir sie nicht ernst genommen. Immerhin war der elch am vorherigen Tag über die anderen Pistenabschnitte der ruta 40 mit 70-80 km/h geflogen, also brauchen wir doch für 165 km keine 5 Stunden....Den nachfolgenden Abschnitt hatte ich mir zwar mal vorher in google earth angeschaut, aber das sah nicht so schwierig aus, und zu dem Pass Abra del Acay gab es keine großen Beschreibungen.

 

Also starten wir gegen 08:30 h frohen Mutes, und Jan wird an diesem Tag körperlich und fahrerisch über sich hinauswachsen. Und brauchen bis Cachi .... 5 Std. + Fotostopps + eine Mittagsrast = 6,5 Std.  Weil die Strecke extrem kurvig, ausgefahren und eng ist, sodass die gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeit wirklich im Bereich von vielleicht 35 km/h liegt. Die abwechslungsreiche Landschaft führt natürlich zu einigen Fotostopps, und die Hitze erzwingt eine längere Pause im Schatten einer wunderschönen alten Hazienda. 

 

So ist es nach einer weiteren Pause in Cachi schon 16 h, als wir doch noch zur 2. Hälfte der Etappe mit 173 km aufbrechen, die gemäß Karte nicht so kurvenreich sein kann und damit eigentlich schneller zu bewältigen. Ich verspreche auch weniger Fotostopps. Obwohl im Gebirge wieder die Wolken drohend hängen. Die ersten km kommen wir auf langen Geraden auch zügig voran. Dann windet sich der Weg aber an einem Flussbett entlang, zu diesem gibt es natürlich diverse mehr oder weniger trockene Zuflüsse, die Landschaft wird noch einsamer, das Tageslicht schwindet spürbar, nicht nur durch die immer dichter werdende Wolkendecke. Gegen halb 7 auf erst 3.400 m ist noch eine Pause fällig incl. wärmere Kleidung anziehen. Der Weg danach wird sehr schmal und zieht sich endlich hoch. Intuitiv und nicht abgesprochen merken sich sowohl Jan als auch ich, wann wir das letzte Mal eine menschliche Behausung gesehen haben.

 

Auf 4.300 m.ü.M. erwarten wir um die vor uns liegende Biegung das Gewitter: sollen wir 10 km zurück? Oder ins Ungewisse und Schwarze vor uns? Also ich habe noch nie ungeschützt und in dieser Höhe ein Gewitter erlebt... Wie immer entscheiden wir uns für vorwärts. Aber dann bleibt das Unwetter mehr auf der anderen Talseite und streift uns nur kurz. Und dann stehen wir endlich im letzten Tageslicht auf der Paßkurve. Ein altes Holzschild markiert die Stelle mit 4.895 m, unser Navi zeigt aber 4.965 ?!? (die NASA hat den Pass neu vermessen mit 4.950 m.ü.M.; auf Garmin ist also Verlass) Fast 5.000 m Höhe und der Blick nach Westen auf den Andenhauptkamm, wo da irgendwo der Sicopass für morgen sein muss.

 

Es ist 20 h, die Temperatur auf 12 °C gefallen und noch 45 km bis San Antonio. Wenige km später wechselt das Navi auf Nachtansicht. Zum Glück ist der Weg etwas breiter und in besserem Zustand, sodass wir jetzt zügig auf Serpentinen aus der Höhe runterkommen. Gerade, als wirklich nichts mehr außerhalb des schwachen Scheinwerferlichtes zu erkennen ist, wird der Weg gerade und mündet dann irgendwann in die Hauptstraße. Wer aber glaubt, jetzt wird es einfacher, irrt sich, genau wie wir. Die Piste ist sehr breit, aber von den LKW'S ausgefahren, und an diesem Sonntag Abend sind immer noch Fahrzeuge unterwegs, die blenden und Staub aufwirbeln, die Geschwindigkeit max. 20 km/h. Außerdem schlagen ein paar Kilometer vor und neben uns ständig Blitze ein, danach ist wieder stockdunkele Nacht. Und immer noch kein Ort zu sehen. Erst 2 km vorher gelangt man an den oberen Rand der Schlucht, in der San Antonio versteckt liegt. Nie waren die Lichter eines Ortes so beruhigend. Nach einem kurzen Stopp an der Tankstelle, wo der Rest des durchgescheuerten Benzinkanisters in unseren Tank umgefüllt wird, finden wir mithilfe der POIs des Navis eine Hosteria, schnappen noch schnell unsere Klamotten, und dann bricht das Unwetter über uns herein. Am nächsten Morgen müssen wir erstmals Wassereinbrüche im rechten Koffer feststellen. Wie schön, dass wir jetzt in unserer Herberge auch etwas zu essen bekommen...

 

Damit gehört dieses Strecke nicht zu den landschaftlich schönsten, aber zu den beeindruckendsten unserer gesamten Motorraderlebnisse.

Gegen 8:00 h starten wir noch einmal Richtung Paso San Francisco, um die Schluchten dort zu fotografieren. Kurz hinter dem Ort liegt dieser Friedhof einsam in der Landschaft, durch den Regen der vergangenen Nacht bestimmt nicht so staubig und trostlos wie sonst...

Die rote Kuh glänzt einfach viel schöner als die alte schwarze, nicht nur hier in der Morgensonne. Sogar der elch gibt dies mittlerweile zu, nachdem ihn die Farbe beinahe vom Tausch abgehalten hat ;-)

Beinahe an derselben Stelle wurde unser Motorrad vor 2 Jahren gebührenpflichtig desinfiziert, diesmal hatten sie auch aus einem unverständlichen, landwirtschaftlichen Grund eine Straßensperre errichtet. Wir haben uns an der langen Autoschlange entlang vorgedrängelt, sind abgestiegen und in den Schatten gegangen bei ca. 30 °C. Sogar die Arbeiter hatten Mitleid mit uns und gaben uns aus ihrer Kühlbox richtig kaltes Wasser zum Trinken, weil es noch ca. 15 Minuten dauern sollte. Und dann dauerte es nur 2 Minuten und wir sind hastig gestartet, um nicht die ganze Kolonne wieder überholen zu müssen.

Friedhöfe können auch wohlhabender aussehen, aber sie liegen immer weit außerhalb.  

ich habe immer noch nicht die GPS-Daten von einem 1. Bild aus 2012 und diesem hier verglichen, aber sie liegen bestimmt nicht weit auseinander: aber es gibt keine andere so schöne Perspektive mit diesen extrem langen geraden Straßen. Diesmal am Nachmittag mit den schon gewohnten Regenwolken, die wir auch diesmal wieder knapp umfahren.

richtig, wir waren ja wieder im Land der Bademas (Furten). Die Auswirkungen des gestrigen Regenschauers sind hier ganz komfortabel in einem breiten Betonbett zu queren.

die Landschaften wechseln ständig, sodass es auch für mich als Sozia nie langweilig wird.

dieser Abschnitt gilt als Baustelle, und die 40 heißt hier nicht "ruta 40", sondern max. 40 km/h. Das bekommt Jan erst mit, als ich ihn mit "40 pro Achse" aufziehe...  

wir haben den Gegenverkehr nur abgewartet, um nicht unnötigerweise das schmutzige Wasser abzubekommen, ansonsten rein und durch .... Die Maschine sah natürlich abends entsprechend aus ;-)

bei dem geringen Verkehr sind direkt 2 Entgegenkommende mit Staubfahne ein Foto wert. Die ruta 40 hinter Belen.

gemäß Navi befinden wir uns immer noch auf der ruta 40, aber mitten in einem breiten Fluss. Das sieht dann aus wie auf dem nächsten Bild....

von Wasser -zum Glück- weit und breit nichts zu sehen. Der Untergrund wird noch etwas ausgefahrener, und die berühmte ruta 40 wird für die nächsten 35 km zu einem besseren Feldweg durch die Hinterhöfe von kleinen Orten. Bis sie an einer großen Betonbrücke über diesen Fluss auf die untergeordnete Landstraße Nr. 307 trifft, die anscheinend durchgehend asphaltiert in einem weiten Bogen auf der anderen Uferseite auch nach Casa de Piedra führt. Dies als Empfehlung für alle, die diesen Abschnitt etwas schneller oder bei höherem Wasserstand bewältigen wollen.

dies ist die Hauptstraße durch einen verlassen wirkenden Ort. Die Pfütze am Ende der Straße bedeckt fast die ganze Straßenbreite.

Kühe direkt neben unserer Kuh, ohne Zaun. Dafür braucht man nicht extra in die große Pampa im Süden Argentiniens zu fahren.

rotes Bett, rotes Zimmer und rote Kuh: sie durfte mal wieder in den Innenhof. Beim letzten Mal standen dort bereits 2 andere BMWs von Motoaventura, das Päarchen aus Baden.

die Plaza mit der berühmten Kirche gegen 22:oo h: und natürlich immer noch mit viel Trubel.

ganz in der Nähe der Plaza: eines der vielen kleinen Geschäfte, in denen die Waren eng gestapelt sind, kleiner als die letzten "Tante Emma-Läden" bei uns. Ich habe keine Ahnung, wie der Umsatz aus diesen kleinen Geschäften die Eigentümer ernährt, denn davon gibt es immer mehrere, auch immer nach Branchen sortiert, so dass die Konkurrenz ganz nah ist.

die lange Mauer um dieses Grundstück herum war wohl für einen Graffiti-Wettbewerb freigegeben worden und in eine lange Leinwand an Kunststücken umgewandelt worden. Und dann passend ein typisches Gefährt dieser Gegend davor...

wir sind unterwegs zu 2 Weingütern, die ca. 8 km außerhalb von Cafayate liegen und deshalb nicht so überlaufen sein sollten. Und hatten keine Lust auf komplette Motorradbekleidung. Die Piste war aber nicht so beschaffen, dass wir das bereut haben ;-) 

auf dem ersten kleinen waren wir weit und breit die einzigen Besucher, aber die beiden jungen Angestellten machten trotzdem ihre (kostenlose) Tour mit uns, immer abwechselnd den englischen Text vorlesend. Da konnten wir gar nicht anders, als am Ende auf jeden Fall eine Flasche zu kaufen.

 

Passend zur Umgebung steht diese Kakteenreihe an der Zugangsstraße und verhindert, dass Besucher einfach mal so ein paar Trauben mitgehen lassen....

das war das Kontrastprogramm: in allem größer und pompöser, mit hochwertigen Materialien und auch in Details perfekt ausgeführt. Blick von der Terrasse des integrierten Restaurants, wo wir uns dann später den relativen Luxus eines verfrühten Abendessens geleistet haben.

unser diesjähriges Apfelrudi-Special ;-))

 

Wer will denn immer ein Eis haben?

Und besteht dann auf Riesling-Eis !!

Voilà: dort bekommst Du mehrere Wein-Eis-Sorten zur Auswahl....

 

(Wir begleiten Dich auch gerne dahin ;-)  )

endlich einmal eine lange Gerade in einen Ort hinein.

nur wenig Vegetation kann sich am Rande der Bademas halten...

... dementsprechend ärmlich sind die Verhältnisse der wenigen Menschen dort....

...gerade in Argentinien hat man immer wieder das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist...

der Rio Calquachi, der immer noch Wasser führt, vor den ausgewaschenen Bergen,...

...führt wohl im Frühjahr soviel Wasser, dass er hin und wieder auf einer langen Betonbrücke gequert wird. An dieser Stelle zeigt ein "Meilenstein" den km 4393 der ruta 40 seit Ushuaia an.

... die querenden Bäche sind mittlerweile alle versiegt und hinterlassen nur rote Staubfahnen auf unserem Mopped.

auf einmal geht es abwärts in eine Schluchtenlandschaft mit diesen gezackten Bergen. Dort haben auch die Kamerateams für die Ralley-Dakar gestanden, die einige Tage später hier durchgedüst sind...

ein Aussichtspunkt mit Hinweisschildern auf die Naturbesonderheiten. Als wir dort anhalten, bieten uns Argentinier mit einem Landrover auf Sonntagsausflug sofort ihr kaltes Wasser an .....

danach wird das Tal wieder breiter und grüner und intensiv landwirtschaftlich genutzt, indem das Wasser in Kanälen optimal verteilt wird...

...es reicht sogar für eine Viehherde...

...für den Weg bleibt aber nicht viel Platz, manchmal wird er auch weit oberhalb der kostbaren bewässerten Niederungen entlanggeführt...

Los Molinos ,der erste Ort seit Cafayate, der wohl diese Bezeichnung verdient. Dafür weichen wir kurz von der Route ab in der Hoffnung, dort einen Kaffee und Süßigkeiten zu bekommen....

...und finden gegenüber der schönen Kirche eine schön restaurierte Hazienda vor, mit diversen Innenhöfen und einem Garten, die früher mal der Gouverneurssitz der Region Salta war und heute u.a. auch als Hotel und Restaurant betrieben wird. Das Wichtigste für uns ist aber der riesige alte Baum, der diesen Innenhof seit dem Morgen beschattet und für eine erträgliche Temperatur (also immer noch ca. 30 °C im Schatten) sorgt.

... aus einem Stück Kuchen werden die typischen Empanadas (mit Käse oder Hackfleisch, Ei und Pilzen gefüllte Teigtaschen), hier mit pikanter Tomatensoße, alles sehr stilvoll serviert. 

nicht umsonst stehe ich vor einer kleinen Kapelle, die diese Brücke bewacht,....

die Kirche von Cachi an der parkähnlichen Plaza mit dem alten Rathaus. Hier hätten wir bleiben sollen und die Atmosphäre genießen.... Aber dann würden uns ja das kommende Abenteuer fehlen...

es geht weiter Richtung Norden, bald wieder entlang eines Flusses...

wo die Menschen nicht für Bewässerung sorgen, können sich nur trockenresistente Pflanzen halten...

...Kurve folgt auf Kurve, der Untergrund ist noch gut befahrbar, ...

Irgendwann führt die Piste weit entfernt vom Fluss auf einer Hochfläche weiter, vorbei an einsamen Höfen und manchmal sogar einer Kirche. Das Straßenschild und seine Angaben wußte der elch erst jetzt zu würdigen ...

die Sonne schafft es nur noch sporadisch durch die Wolkendecke; dafür tauchen die ersten schneebedeckten Berge auf (über 5.000 m hoch)

mit der Routine aus Marokko und der vergangenen Tage ist dies die einzige Furt unserer Tour, die ich nicht mitgefahren bin; und dann beim Queren Schwierigkeiten hatte, dass mir das Wasser nicht oben in meine Bergstiefel reinlief (ja, manchmal mögen Motorradstiefel ja auch ihre Vorteile haben...)

einige km hinter der letzten armseligen Schäferhütte; die tolle ruta 40 ist nur noch eine schmale Fahrspur

endlich mal Serpentinen; aber sie führen in die dunklen Regenwolken...Hinter uns regnet es ja bereits...

hier auf 4.300 m werden unsere Gürteltaschen und dann die Kamera regensicher verpackt. Wir sind gespannt, wie es sich auf diesem Schotteruntergrund fährt, wenn der nass wird.

geschafft !! Sowohl um das Gewitter am Gegenhang herumgekommen als auch die Passhöhe erreicht. Ob wir keine Anzeichen von Höhenkrankheit hatten, weil wir uns viel zu sehr auf andere Probleme konzentriert hatten ?? Kein Schwindelgefühl, keine Kopfschmerzen, keine Kurzatmigkeit...(und das in unserem Alter ;-)  )

der erste Blick auf die neue Landschaft: wie sieht der Weg abwärts aus? Wo führt er lang? Und wo könnte San Antonio liegen, außer hinter dem Bergrücken da vor uns?

normalerweise löschen wir alle unscharfen Bilder, aber dieses hier hat eine ganz besondere Bedeutung....